IUG2023: Zukunftswerkstatt Informatik & Gesellschaft
Mit dem Workshop „Zukunftswerkstatt Informatik & Gesellschaft“ an der INFORMATIK 2023 laden wir zum Austausch und zur Diskussion zu Methoden, Formaten und Beispielen ein. Wir wollen die gesammelten Erfahrungen vor allem im Bereich der partizipativen Technikgestaltung nutzen, um gemeinsam potentielle Zukünfte zu entwerfen.
Beschreibung
IUG2023: Zukunftswerkstatt Informatik & Gesellschaft
Eine lebendige Demokratie kann nur dann gelingen, wenn wir es schaffen, viele Menschen partizipativ an politischen Entscheidungsprozessen teilhaben zu lassen, damit sie diese Entscheidungsprozesse nachvollziehen und mitgestalten können. Zukunftswerkstätten dienen als partizipative Plattformen, in denen Menschen unterschiedlicher Hintergründe, Meinungen und Fähigkeiten zusammenkommen, um aktiv an der Gestaltung ihrer gemeinsamen Zukunft teilzuhaben (u. a. nach Jungk & Müller, 1970).
Heute erfolgt Partizipation vielfach über digitale Plattformen wie beispielsweise wechange. Darüber ergeben sich eine Reihe von Herausforderungen für Informatiker:innen in der Gestaltung ebendieser Plattformen, welche nicht nur dazu dienen, entsprechende Interessengruppen zusammenzuführen oder Mehrheiten zu erzeugen, sondern auch Infor-mationen zu vermitteln. Welche Herausforderungen sind aber mit der Gestaltung solcher Plattformen verbunden? Was ist, wenn diese Plattformen vor allem von einer digitalen Elite genutzt werden und bestimmte Bevölkerungsgruppen bewusst oder unbewusst ausgeschlossen werden? Wie kann die partizipative Gestaltung helfen, diese Plattformen so zu designen, dass eine Teilhabe für alle Bevölkerungsgruppen möglich ist? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?
Wir wollen mit Euch gemeinsam das Wie und Warum der Gestaltung von Software hinterfragen und zugleich weiterdenken.
Dieser Workshop wird vom Fachbereich “Informatik und Gesellschaft” in Kooperation mit der Fachgruppe “Frauen und Informatik” veranstaltet.
Call for Papers
„Technology is not neutral. We‘re inside of what we make, and it‘s inside of us.“ (Haraway, Donna (1991): Simians, Cyborgs and Women: The Reinvention of Nature. New York: Routledge.)
(Digitale) Technologien vermitteln und gestalten Beziehungen zwischen Menschen und ihrer Umwelt. Technologien zu entwerfen heißt daher nicht, Dinge zu gestalten, sondern eben diese Beziehungen. Somit ist eine verantwortungsvolle Gestaltung von Technologien zentral für zukünftige gesellschaftliche, kulturelle, soziale, ökologische und wirtschaftliche Prozesse.
Bereits seit den 1970er Jahren hat sich daher die partizipative Technikgestaltung vor allem mit der Frage auseinandergesetzt, wie eine „aktive Beteiligung“ und eine demokratische Entscheidungsfindung in Bezug auf soziotechnische Entwürfe erfolgen kann. Heute finden sich diese Gedanken in Forschungsansätzen wie dem Participatory Design oder dem Value-Sensitive Design, in aktivistischen Bewegungen wie dem Design Justice Network, in zivilgesellschaftlichen Gruppen wie dem Chaos Computer Club oder in Citizen-Science-Initiativen wieder.
Mit dem Workshop „Zukunftswerkstatt Informatik & Gesellschaft“ laden wir zum Austausch und zur Diskussion zu Methoden, Formaten und Beispielen ein. Wir wollen die gesammelten Erfahrungen vor allem im Bereich der partizipativen Technikgestaltung nutzen, um gemeinsam potentielle Zukünfte zu entwerfen.
Wir freuen uns auf Beiträge, die Methoden vorstellen, um folgende Themen partizipativ zu betrachten
- Ethische Fragen der Technologiegestaltung (z.B. in der KI)
- Nachhaltigkeit in der Technologieentwicklung und -gestaltung
- Technikfolgenabschätzung
- Möglichkeiten der Partizipation im Bereich der Regulierung
- (De-)Stabilisierung oder Transformation von Machtstrukturen durch Technologieeinsatz
- Gleichstellung und Diversität in der Technologieentwicklung (z.B. Diskriminierung in Daten vermindern) und -gestaltung (z.B. Teamzusammensetzung)
- Inklusion und Barrierefreiheit
- Souveräne Technologiegestaltung und -nutzung und Grundrechtsschutz und Demokratiegestaltung.
Wir freuen uns auch über Beiträge aus angrenzenden Themengebieten. Sprechen Sie uns bei Fragen gern an (iug2023@easychair.org).
Einreichung und Publikation
Beiträge in deutscher oder englischer Sprache können im PDF-Format als Kurzbeiträge (4-6 Seiten) inklusive Abbildungen und Literaturverzeichnis eingereicht werden. Sie werden von mindestens zwei unabhängigen Gutachter:innen des Programmkomitees anonym bewertet; Beiträge sollten daher bei der Einreichung anonymisiert werden. Nach dem Peer Review-Prozess werden die angenommenen Beiträge im Open Access-Format über die Digital Library der Gesellschaft für Informatik (https://dl.gi.de/) publiziert. Bitte beachten Sie die Vorgaben der GI-Edition „Lecture Notes in Informatics” (https://gi.de/service/publikationen/lni).
Es wird erwartet, dass sich mindestens eine Autorin oder ein Autor jedes akzeptierten Beitrags für den Workshop anmeldet, um den Beitrag dort im Rahmen einer Poster-Slam-Session (Kurzvortrag) vorzustellen. Ausgewählte Methoden, Ansätze und Formate wollen wir im Rahmen des Workshops als 90-minütige interaktive Sessions einladen, um diese vor Ort in die Praxis umzusetzen.
Termine
- Deadline für Einreichungen:
05.05.202331.5.2023 (verlängert) - Benachrichtigung über Annahme / Ablehnung: 28.06.2023
- Frist für finale Beitragsfassungen (Datum zentral vorgegeben): 14.07.2023
Einreichung
Bitte reichen Sie Ihren Beitrag anonymisiert über Easychair ein: https://easychair.org/conferences/?conf=iug2023
Organisation
Dieser Workshop wird organisiert von:
- Christina B. Class, Sprecherin Fachbereich „Informatik und Gesellschaft”, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
- Karolin Eva Kappler, Sprecherin Arbeitskreis „Nachhaltigkeit", Katholische Hochschule NRW
- Andrea Knaut, stv. Sprecherin Fachgruppe „Internet und Gesellschaft, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
- Claudia Müller-Birn, Human-Centered Computing, Institut für Informatik, Freie Universität Berlin
Programmkomitee
- Hermann Diebel-Fischer, TU Dresden
- Ira Diethelm, Universität Oldenburg
- Claude Draude, Kassel University
- Christine Hennig, Fraunhofer Fokus / GI-Fachgruppe Frauen und Informatik
- Andrea Kienle, FH Dortmund
- Jochen Koubek, Universität Bayreuth
- Katika Kühnreich, GI-Fachgruppe Internet und Gesellschaft
- Gabriele Kunau, FH Dortmund
- Jens-Martin Loebel, Hochschule Magdeburg-Stendal
- Frank Pallas, TU Berlin
- Rainer Rehak, Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft – Das Deutsche Internet-Institut
- Tilman Schieber, GI e.V.
- Marcus Schmidt, TI Clausthal
- Gertrud Schrader, Leibniz Universität Hannover
- Melanie Stilz, Siegen University
- Gerhard Weber, TU Dresden / GI-Fachgruppe Informatik und Inklusion
- Debora Weber-Wulff, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin / GI-Fachgruppe Informatik und Ethik
Dieser Workshop findet im Rahmen des INFORMATIK FESTIVAL 2023, der offiziellen Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), statt.
Dateien
Programm
10:00-10:05
Begrüßung
10:05-10:45
Christine Hennig (Fachgruppe Frauen und Informatik der GI)
Gendered Innovations: Integration geschlechtsspezifischer Perspektiven in die Technologiegestaltung
10:45-11:00
Poster Slam
Materialität und Immaterialität – Begriffsbestimmungen und Herausforderungen für die Informatik
Patrick Liedtke und Hans-Knud Arndt
Aufnahme läuft! Partizipative, sozio-technische Gestaltung digitaler Kommunikationssysteme
Andrea Kienle und Gabriele Kunau
„Ich denke, dass ethische Probleme nicht in der Entwicklung, sondern in der Anwendung auftreten“ – Einstellungen von Studierenden zu ethischen Aspekten in der Informatik
Nils Pancratz
Transdisziplinäre Entwicklung eines WebGIS für die Atommüll-Endlagerstandortsuche in Deutschland
Paula Bräuer, Lucas Schwarz und Isabella Peters
11:00 – 11:30
Kaffeepause & Vernetzung
11:30 – 12:00
Nicole Wolf (wechange eG)
Wie kann eine gemeinwohlorientierte digitale Transformation der Gesellschaft gelingen? Erfahrungen von wechange.de
12:00 – 12:30
Zukunftswerkstatt – Teil 1: Einführung & Sensibilisierung
12:30 – 14:00
Mittagspause & Vernetzung mit Poster Session (ab 13 Uhr)
14:00 – 15:30
Zukunftswerkstatt – Teil 2: Interaktiver Workshop
15:30 – 16:30
Kaffeepause & Vernetzung
16:30 – 17:00
Abschluss & Verabschiebung
Die Sprecherinnnen:
Christine Hennig ist aktives Mitglied der Gesellschaft für Informatik. Dort engagiert sie sich für mehr Frauen in der Informatik / IT-Branche. Sie war mehrere Jahre Sprecherin der Fachgruppe Frauen und Informatik und ist Organisatorin des Meetup IT-Frauen Berlin. Außerdem ist sie Vorstandsmitglied des Vereins Kompetenzzentrum Technik, Diversity, Chancengleichheit. Darüber hinaus beitzt sie langjährige Erfahrungen als Gleichstellungsbeauftragte. In dieser Funktion hat sie den Gendered Innovation Ansatz kennengelernt. Derzeit ist sie als Wissenschaftlerin bei Fraunhofer FOKUS in Berlin beschäftigt und koordiniert dort das NFDI4DataScience Konsortium.
Nicole Wolf (M.phil) ist freie Beraterin für nachhaltige Digitalisierung, digitale Plattformen und Werkzeuge mit langjähriger Erfahrung in Digital-Projekten. Als Masterandin im Studiengang Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) forscht sie an der Entwicklung und Operationalisierung von Nachhaltigkeitskriterien für digitale Werkzeuge. Seit 2021 ist Nicole Vorstandsmitglied der wechange Genossenschaft, die mit wechange.de u.a. eine Vernetzungs- und Kollaborationsplattform für Changemaker:innen betreibt. Auch als Gründungsmitglied des AK "Nachhaltigkeit" in der Gesellschaft für Informatik sowie in der AG "Digitale Transformation" des Netzwerk Solidarische Landwirtschaft eV engagiert sich Nicole ehrenamtlich für eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte digitale Transformation der Gesellschaft.
- https://speakerinnen.org/de/profiles/nicole-wolf
- gute-seiten.org/nicole-wolf <https://gute-seiten.org/nicole-wolf/>
- LinkedIn-Profil <https://linkedin.com/in/nicole-wolf-ma>
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